Noch vor kurzer Zeit absolvierte kaum ein Jahrgang das Abitur, ohne zuvor einen Holocaustüberlebenden erlebt zu haben, der aus eigener Erfahrung die persönlichen Erlebnisse aus der Zeit des so genannten

Dritten Reichs erzählen konnte. In zunehmendem Maße müssen neue Wege beschritten werden, um die Erinnerungen an die Verbrechen der Nationalsozialisten wachzuhalten. Dem Unterrichtsfach Geschichte kommt in dieser Hinsicht eine neue und wichtige Aufgabe zu, die aber auch kreativ angegangen werden kann.

Frau Dr. Rieckmann-Berkenbrock und Herr Dr. Galle, Geschichtslehrer:innen am Stift, haben dafür kürzlich die Kooperation mit dem Aktiven Museum Südwestfalen in Siegen gesucht. Schon allein der dafür gewählte Ort ließ Geschichte erfahrbar werden: Wie Dr. Aspelmeier im Rahmen einer überaus informativen Führung durch den Hochbunker am Obergraben, an dessen Stelle zuvor die Synagoge der jüdischen Gemeinde stand, deutlich machen konnte, gibt es auch in Siegen zahlreiche Personen und Orte, die an die Zeit des Nationalsozialismus erinnern, ohne dass dies dem Geschichtsbewusstsein der Allgemeinheit bekannt wäre. Aus diesem Grund haben sich die Schüler:innen der Jahrgangsstufe Q1 mit repräsentativ ausgewählten Opfern des Nationalsozialismus, wie sie im ‚Aktiven Gedenkbuch‘ des Vereins (https://aktives-gedenkbuch.de/das-projekt/) biographisch erschlossen sind, auseinandergesetzt.

Nach der Recherche haben sie jene Orte in der Siegener Innenstadt aufgesucht, an denen die Personen, mit denen sie sich beschäftigten, gelebt oder gearbeitet haben – darunter Nachfahren von Sinti, sowjetische Zwangsarbeiter:innen, jüdische Kaufleute oder Euthanasieopfer.

Für diejenigen, die sich nicht mehr äußern können, haben die Schüler:innen das Wort ergriffen. Sie sind damit in gewisser Weise zu ‚Zweitzeugen‘ geworden, indem sie Tondokumente erstellt haben, die demnächst auf den Seiten des Museums sowie der Fachschaft Geschichte des Stifts zur Verfügung gestellt werden.

 

Aktives Museum