„Der Eisenstein lockte und rufte die ersten Bewohner ins Land, das damahls ein Dickich, ein Wald war. Den Eisenstein sah man, man fand ihn leicht. Er stand an vielen Orten zu Tage. Und ich wiederhole es nochmals, daß es zuverlässig das erste Motiv gewesen, daß die Gegend wohnbar, daß die ersten Hütten darin aufgeschlagen worden sind.“

(Johann Philipp Becher, Mineralogische Beschreibung der Oranien-Nassauischen Lande nebst einer Geschichte des Siegischen Hütten- und Hammerwesens, 1789).

Der Bergbau, der das Siegerland über 2500 Jahre lang so maßgeblich geprägt hat, ist seit 1965 Geschichte. Die letzten Fördertürme sind längst gesprengt, die Grubengebäude abgetragen und die Stollenmundlöcher verstürzt. Kaum noch etwas erinnert an die Gruben und die Bergleute, die, wie Becher oben beschreibt, der Grundstein der Besiedlung und Industrialisierung einer ganzen Region waren.

Und doch ist der Bergbau nicht ganz verschwunden. Er hat der Region und den hier lebenden Menschen seinen Stempel aufgedrückt und gerät wieder zunehmend in das öffentliche Bewusstsein. Besucherbergwerke erinnern an die gefahrvolle Arbeit unter Tage, auf Grubenwanderwegen kann man bergbauliche Zeugnisse in den Wäldern erwandern und die Siegerländer sind innig mit ihrem Henner und Frieder auf der Siegbrücke verbunden.

Von besonderer Bedeutung ist, dass die Erinnerung an die bergbauliche Vergangenheit am Leben gehalten und an kommende Generationen weitergegeben wird. Das Projekt „Unter Tage – SchülerInnen aus zwei Regionen erforschen Bergwerksphantasien und Bergwerksrealität“, das, initiiert durch die Ruhr-Universität in Bochum und gefördert von der renommierten Robert-Bosch-Stiftung, Schülerinnen und Schüler aus dem Ruhrgebiet und dem Siegerland zusammenbringt, setzt genau an dieser Schnittstelle an. Nach einem sehr erfolgreichen ersten Projektjahr 2016 geht „Unter Tage“ 2017 in die zweite Runde, und das Gymnasium Stift Keppel ist mit 3 Schülergruppen wieder mit an Bord.

Der Bergbau und seine oftmals verklärte Darstellung ist dabei der Ausgangspunkt für vielfältigste Betrachtungen zu Landschaften und Menschen, zu Phantasien und Romanen, zu Filmen, Photographien und Kunstobjekten. Die Schüler arbeiten, begleitet durch Professoren, Studierende, Museumspädagogen und natürlich ihre Lehrer, in Kleingruppen an Fragestellungen, die den Bergbau und seine Auswirkungen auf Menschen, Kultur und Umwelt thematisieren. Sie bekommen Einblicke in universitäres Arbeiten und werden durch Kompaktkurse am Alfried Krupp Schülerlabor der Ruhr-Universität in moderne Medientechnik, Präsentationstechniken sowie in wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben eingewiesen. Auf dem Plan stehen dabei zudem Exkursionen wie etwa in das Bergbaumuseum Bochum oder die Zeche Zollern.

Besondere Möglichkeiten eröffnen sich für die Projektgruppen des Gymnasiums Stift Keppel in Hilchenbach-Allenbach durch die engen Kontakte zum hiesigen Altenberg- und Stahlbergverein und dadurch zur LWL-Archäologie in Südwestfalen. Im vergangenen Projektjahr konnte die Schülergruppe Stift Keppel an einer einwöchigen Grabung am Altenberg teilnehmen und bekam ihr eigenes Grabungsobjekt zugewiesen. Begleitet wurde sie dabei von erfahrenen Archäologen des LWL, die den Schülern Grabungs- und Dokumentationstechniken nahebrachten. Auch in diesem Projektjahr 2017 sind für den Sommer und Frühherbst wieder Aktionen geplant wie etwa die 3D-Aufnahme der (unterirdischen) Blindschachthalle der Grube Brüche in Müsen oder Suchschnitte durch vermutlich mittelalterliche Stollenanlagen an der Martinshardt.

In diesem Sinne allen Beteiligten ein herzliches
Glück auf!